Heute wird der Gesetzentwurf „für ein steuerliches Investitionssofortprogramm zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland“ vom Kabinett verabschiedet. Gleichzeitig werden die Regierungsfraktionen einen gleichlautenden Gesetzentwurf ins parlamentarische Verfahren geben.
Hierzu haben wir als Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den Antrag “Gerechtigkeitslücken im Steuersystem schließen, Steuerbetrug wirksam bekämpfen und Einnahmebasis des Staates stärken“ in den Bundestag eingebracht, welcher voraussichtlich im Anschluss zur weiteren Beratung an den federführenden Finanzausschuss sowie zur öffentlichen Anhörung überwiesen wird.
Die Impulse für die Wirtschaft könnten besser und effektiver gestaltet werden.
Impulse für die Wirtschaft und Investitionen sind wichtig.
Das haben wir Grünen auch in den letzten Jahren immer wieder vorangetrieben und wir waren dementsprechend über die wirtschaftsfeindliche Blockadehaltung der Merz-CDU beim Wachstumschancengesetz vor einem Jahr sehr irritiert.
Die darin enthaltene Investitionsprämie wäre allen Unternehmen in Deutschland zugute gekommen, während die jetzige degressive Abschreibung, die sich hinter dem Begriff des “Investitionsboosters” verbirgt, nur bei Unternehmen in der Gewinnphase für mehr Liquidität sorgt.
Die Ampel hatte die degressive Afa auch zweimal beschlossen, eine Innovation ist das also nicht von Schwarz-Rot. Die CDU hat die besser wirkende Investitionsprämie (“tax credit”) damals über die Bundesländer verhindert und das Gesetz entgegen der notwendigen Impulse für die Wirtschaft deutlich verkleinert.
Im vorliegenden Gesetzentwurf fehlen die für das Potenzialwachstum so wichtigen Anreize für Mehrarbeit, vor allem beim Thema Teilzeit ist sehr großes Potenzial zu heben, was die Koalition derzeit offensichtlich noch übersieht.
Gleichzeitig muss sich Klingbeil für die Effekte seiner Politik auf die öffentlichen Haushalte verantwortlich zeigen. Das aktuell vorliegende Steuergesetz des SPD-Finanzministers führt zu erheblichen und dauerhaft strukturellen Steuermindereinnahmen in zweistelliger Milliardenhöhe, insbesondere zulasten von Ländern und Kommunen, bei fragwürdiger Verteilungs- und Anreizwirkung.
Das Gesetz hat eine deutlich soziale Schieflage, die von einem sozialdemokratischen Finanzminister anders zu erwarten wäre. Vor allem die Lage in den vor Ort in den Kommunen, wo die Menschen merken, wie Erzieherinnen, Lehrer oder Polizistinnen fehlen, wird durch Klingbeils einseitiges Steuergesetz unverantwortlich verschlechtert.
Dabei liegen die Möglichkeiten, in der Breite unumstrittene Maßnahmen zur Stärkung der Einnahmenseite vorzunehmen, ganz einfach auf der Straße. Bisher werden bei Diskussionen über mögliche Lösungen zur angespannten Haushaltslage Maßnahmen auf der Einnahmeseite komplett außer Acht gelassen.
Das Gesetz sieht steuerliche Mindereinnahmen von 46 Mrd. Euro allein bis 2029 vor. Eine große zukünftige Last baut sich auf: Ab 2032 werden Kapitalgesellschaften ca. 25 Mrd. Euro weniger an Steuern an Bund und Länder zahlen.
Das ist sehr viel Geld, das dem Gemeinwohl dann fehlt, und das auch nicht sicher durch neues Wachstum reinkommen wird. Zudem profitieren von den geplanten Steuersenkungen vor allem große Kapitalgesellschaften und ihre Anteilseigner, was die bereits sehr große Vermögenskonzentration in Deutschland bei Wenigen leider noch verstärken wird.
Der Gesetzentwurf ist somit einseitig und in dieser Form die falsche Richtung bezüglich Gemeinwohl und Gerechtigkeit.
Schon allein durch das Schließen offenkundiger und nicht ernsthaft zu bestreitender Gerechtigkeitslücken im Steuersystem bei Immobilien, Erbschaften und Schenkungen, die nur ganz wenige Große wahrnehmen können, könnte Klingbeil ungefähr 15 Milliarden jährlich fürs Gemeinwohl einnehmen und mehr Fairness bei Steuern herstellen. Ein beherztes Vorgehen im Kampf gegen organisierte Steuerhinterziehung wie CumCum würde einen weiteren substanziellem und das Vertrauen ins gerechte, staatliche Handeln stärkenden Beitrag in Milliardenhöhe leisten.
Auch der Bundesrechnungshof fordert die Bundesregierung in einem Bericht von April 2025 dazu auf, Besteuerungslücken zu schließen und Steuerbetrug konsequent zu bekämpfen, um so die Einnahmebasis des Staates zu stärken. Er kommt auf schätzungsweise 30 Milliarden Euro an möglichen Mehreinnahmen.
Leider haben CDU/CSU und die SPD unseren Antrag konkret zu CumCum heute abgelehnt. Mit unserem nun vorliegenden Antrag zu Gerechtigkeitslücken und der Stärkung der Einnahmeseite bietet sich der Koalition und dem sozialdemokratischen Finanzminister Klingbeil eine neue Chance, Wirtschaftsunterstützung, Gerechtigkeit und gesunde öffentliche Haushalte zusammen zu denken.
Neuste Artikel
Stellenausschreibung: Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in mit Fokus Wirtschaft, insb. Startups und Kommunikation (m/w/d)
Zur Unterstützung meiner politischen Arbeit als Sprecherin für Finanzpolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen suche ich idealerweise zum 01.09.2025 eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter*in mit Fokus Wirtschaft, insb. Startups und Kommunikation (m/w/d).
Es handelt sich je nach Absprache um eine vollzeitnahe Teilzeitstelle oder eine Vollzeitstelle (ca. 30 bis 39 Stunden), die bis zum Ende der Wahlperiode befristet ist (voraussichtlich März 2029).
Mehr Informationen hier!
Rede zum steuerlichen Investitionsprogramm der Schwarz-Roten Koalition – 05.06.2025
Die Schwarz-Rote Koalition hat heute ihr Investitionssofortprogramm zur Stärkung der deutschen Wirtschaft ins Parlament eingebracht.
Neben der Kritik, dass von den geplanten Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen nur solche profitieren werden, die starke Gewinne vorzuweisen haben – führen wir als Grüne besonders die fehlende Gegenfinanzierung an.
Durch diesen vermeintlichen Investitionsbooster wird der Staatshaushalt um rund 46 Milliarden Euro schrumpfen. Das führt zu Kürzungen bei Kitas, Bussen oder bei Polizei.
Deswegen haben wir Grüne einen Antrag eingebracht, mit dem diese Maßnahmen gegenfinanziert werden könnten. Mehr dazu in meiner Rede!
Grüner Cum-Cum-Antrag im Ausschuss abgelehnt -04.06.2025
Die Ablehnung unseres Antrages zur Aufklärung von organisierter Steuerhinterziehung und zur Zurückforderung der Steuermilliarden ist heute mit den Stimmen der CDU/CSU und SPD abgelehnt worden.
Das ist unsozial und gefährlich.
Lars Klingbeil verpasst es mit seinem ausschließlichen Fokus auf Steuersenkungspolitik für Unternehmen, als sozialdemokratischer Finanzminister Schwerpunkte sowohl bei Wirtschaft als auch bei Gerechtigkeit zu setzen.
Die SPD muss hier baldmöglichst ihre eigene Handschrift entwickeln, damit ein Unterschied zwischen Christian Lindner und Lars Klingbeil erkennbar werden kann.
Ähnliche Artikel