Unsere Wirtschaft befindet sich aktuell in einer schwierigen Lage und muss mit multiplen Krisen umgehen. Nach der Corona-Krise kam die Ukraine- und Energiekrise und über allem steht die Klimakrise, die schon seit Jahren den Spitzenplatz der Risiken für die globale Wirtschaft einnimmt. Zusätzlich verschärft sich der Fachkräftemangel und die globale Sicherheitslage verliert an Stabilität. Ich bin überzeugt, dass wir diesen Herausforderungen und Risiken mit konsequent nachhaltigem Wirtschaften begegnen müssen. 

Unternehmen sollten sich bei ihrem wirtschaftlichen Handeln an zwei Leitplanken orientieren: ökologische Sicherheit durch Einhaltung der planetaren Grenzen und soziale Gerechtigkeit durch Anwendung sozialer Mindeststandards. Zwischen diesen beiden Leitplanken ergibt sich ein Raum, den die Ökonomin Kate Raworth „safe and just space for humanity“ nennt, in dem Unternehmen in einen freien und fairen Wettbewerb treten können. Ich nenne das „Impact First“ – in diesem Zielbild lässt sich im nächsten Schritt dann natürlich profitabel wirtschaften. Wie das geht, beschreibe ich mit meinem Co-Autor Philipp Buddemeier in meinem Buch „Green Ferry – das Ticket ins konsequent nachhaltige Wirtschaften“.

Ich glaube sehr an die freie sozial-ökologische Marktwirtschaft, allerdings braucht es gute Rahmenbedingungen, damit sich diese zum Wohle aller entfalten kann. Politik ist in meinen Augen dafür da, genau diese Rahmenbedingung zu definieren. Als Mitglied im Wirtschaftsausschuss setze ich mich im Bundestag konkret für folgende Vorhaben ein:

  • Startups: Als Ampel-Regierung haben wir für Deutschland erstmals eine Startup-Strategie beschlossen, in der wir Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung der Gründungsbedingungen zusammenfassen. Zentral sind dabei bessere Möglichkeiten zur Finanzierung und Fachkräftegewinnung. Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz haben wir als Ampel die sogenannte „Dry-Income-Problematik“ bei Mitarbeiterkapitalbeteiligungen gelöst, die lange Zeit hinderlich für die Talentgewinnung von Start-ups war.
  • Gesellschaft mit gebundenem Vermögen: Alle gängigen Rechtsformen für Unternehmen haben gemeinsam, dass sie das Unternehmensvermögen ausschließlich den Eigentümer*innen zusprechen, wodurch hohe Anreize zur Gewinnmaximierung bestehen. Im Koalitionsvertrag haben wir uns darauf geeinigt, eine geeignete Rechtsgrundlage für Unternehmen zu schaffen, die den gesellschaftlichen Mehrwert in den Fokus ihres Wirtschaftens stellen und die langfristige Realisierung der ursprünglichen Geschäftsidee erreichen wollen. Ich setze mich insbesondere für eine Umsetzung dieses Vorhabens als eigenständige Rechtsform ein, die eine rückwirkend unauflösliche und abgesicherte Vermögensbindung sowie eine sachgemäße Besteuerung ermöglicht.
  • Berücksichtigung von Klimakosten in der Buchführung: Die Erfolgsrechnung von Unternehmen mit der herkömmlichen Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanz verengt den Unternehmenserfolg auf finanzielle Werte und vernachlässigt die sozialen und ökologischen Leistungen und Risiken eines Unternehmens. Daher haben wir uns im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, diese sozial-ökologischen Faktoren in die Rechnungslegung zu integrieren, beginnend mit Treibhausgasemissionen. Für dieses Update der Messung unternehmerischen Erfolgs für das 21. Jahrhundert setze ich mich im Austausch mit Stakeholdern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Ministerien und Standardsetzern ein.
  • Erweiterte Wohlstandsmessung: Seit jeher ist das BIP die zentrale Kennzahl zur Messung von gesellschaftlichem Wohlstand in Ländern und auch in Unternehmen wird die Erfolgsmessung primär anhand von finanziellen Kennzahlen gemessen und berichtet. Diese Perspektive greift aber viel zu kurz, auch ökologische und soziale Faktoren müssen stärker berücksichtigt werden. Unter der Führung von Robert Habeck haben wir den Jahreswirtschaftsbericht 2022 um ca. 35 Indikatoren zur nachhaltigen Entwicklung erweitert. Neben Kennzahlen wie dem BIP, Inflation und Arbeitslosigkeit wird nun auch über die Entwicklung der Biodiversität oder den Gender-Pay-Gap berichtet – ein großer Erfolg! Und auch in der Privatwirtschaft geht es voran: die EU hat 2022 die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) beschlossen, durch die bestimmte Unternehmen künftig nach einem EU-weit einheitlichen Standard über ihre unternehmerischen Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft berichten müssen.
  • Weitere wirtschaftsrelevante Vorhaben betreue ich im Bereich Sustainable Finance